Präanalytik

Blutentnahme bei Therapie mit direkten oralen Antikoagulantien (DOAK)

Bei dauerhafter Medikation mit einem der sogenannten direkten oralen Antikoagulantien (nach Thrombose, Lungenembolie) geben Sie bitte vor einer geplanten Blutentnahme Ihrem Patienten folgende Hinweise:

Zeitpunkt der letzten Einnahme

Xarelto®, Lixiana®: letzte Einnahme 24 Stunden vor geplanter Blutentnahme
Pradaxa®, Eliquis®: letzte Einnahme 12 Stunden vor geplanter Blutentnahme

Medikamente zur Blutentnahme mitbringen!

Bitte weisen Sie Ihre Patienten auch darauf hin, dass sie ihr jeweiliges Medikament ( z. B. Xarelto®, Lixiana®, Pradaxa®, Eliquis®) zum Termin der Blutentnahme in unserer Praxis mitbringen, damit sie dieses nach der Blutabnahme wie gewohnt wieder einnehmen können.

Wenn Ihr Patient derzeit (noch) Xarelto® 2 x 15 mg täglich einnehmen muss (z.B. nach Thrombose in den letzten drei Wochen), empfiehlt sich möglicherweise eine Terminverschiebung, bis eine Dosisreduktion auf 1 x 20 mg täglich erfolgt ist. Dies ist im Einzelfall zu prüfen.

Bitte zögern Sie nicht, uns bei eventuellen Fragen zu kontaktieren, um das optimale Vorgehen bzw. den optimalen Zeitpunkt für die Untersuchung festzulegen.

Überprüfung der Patientenidentität

Vor der Blutentnahme erfolgt die Kontrolle der Patientenstammdaten auf dem Laboranforderungsbogen auf Übereinstimmung. Die Abnahmeröhrchen müssen mit Familienname, Vorname und Geburtsdatum des Patienten gekennzeichnet werden. Zur Gewährleistung der Richtigkeit werden dem Patienten Familienname, Vorname und sein Geburtsdatum nochmals vorgelesen, damit er diese ausdrücklich bestätigen und gegebenenfalls korrigieren kann.

Bei zweifelsfreier Identität der Patientendaten werden nun die Sarstedt-Monovetten® (oder die Röhrchen eines anderen Blutabnahmesystems) mit den Daten beschriftet. Die erforderlichen Mengen der Probeentnahme sind aus dem Laboranforderungsbogen ersichtlich.

Unbeschriftete Röhrchen sind ein absolutes Tabu und werden direkt verworfen!

Farbbeispiel der Sarstedt-Monovetten

Anatomie der Venen, Arterien und Nerven in der Ellenbeuge

Für die Venenpunktion zur Blutentnahme sollen die Venenstämme der Vena cephalica (Außenseite) und der Vena basilica (Innenseite) sowie ihre Verbindungsäste (Vv. medianae) genutzt werden. Die V. basilica zieht auf der Ellenbogen/Oberarm-Innenseite zur Schulter, die V. cephalica auf der Außenseite. Miteinander verbunden sind sie durch die Vv. medianae in der Ellenbeuge.

Der Gefäßverlauf ist nicht bei allen Patienten gleich. Insbesondere ist es möglich, dass eine der großen Arterien (A. brachialis) oder Nerven (N. medianus) oberflächlich in der Ellenbeuge liegen und bei der Punktion verletzt werden können. Nebenwirkungen wie z.B. Verletzungen der Arterien und größeren Nerven, sollten bei sorgfältiger Venenpunktion nicht auftreten. Verletzungen von kleineren Hautnerven führen nur zu kurzzeitigem Brennen an der Punktionsstelle und sind nicht immer zu vermeiden.

Vorgehen bei der venösen Blutentnahme

Venöses Blut wird wegen der besseren Reproduzierbarkeit der Messergebnisse bevorzugt. Der Patient kann eine liegende (kreislaufempfindliche Personen) oder sitzende Position einnehmen. Der entsprechende Arm sollte in eine gestreckte Position gebracht werden (Armablagekissen verwenden).

Das Blutdruckmessgerät im unteren Drittel des Oberarms anbringen und durch Palpation geeignete Vene suchen (Palpation auch zur Unterscheidung der Arterie → Pulsieren!). Der Staudruck muss zwischen systolischem und diastolischem Druck liegen. Die Zeitspanne der Stauung darf höchstens 1 min betragen.

Die Desinfektion der Punktionsstelle erfolgt mit einem gebrauchsfertigen, VAH gelisteten, für diesen Zweck geeigneten Hautdesinfektionsmittel unter Beachtung des gültigen Hygieneplans. Auf die vollständige Benetzung und die Einhaltung der vom Hersteller vorgeschriebenen Einwirkzeit, mindestens aber 1 Minute, muss geachtet werden. Nach Ablauf der Einwirkzeit erfolgt die Punktion ohne nochmaliges Nachtasten. Die gereinigte und desinfizierte Hautregion muss vor der Entnahme trocken sein.

Zur Punktion mit der Gegenhand die Haut straffen, den Schliff der Nadel nach oben drehen. Die Nadel oder Kanüle dann relativ zügig in einem Winkel von ca. 30 Grad durch die Haut stechen. Nadel oder Kanüle mit einem Pflaster fixieren. Bei erfolgreicher Punktion fließt automatisch Blut in den Schlauch. Durch dosiertes Ziehen am Monovettenstempel bis zum Einrasten werden die Röhrchen gefüllt. Beim Wechsel der Monovetten® darauf achten, dass die Nadel nicht aus der Vene rutscht. Röhrchen mit Zusätzen (Antikoagulanz) müssen nach der Blutentnahme vorsichtig durch nicht weniger als 5 Überkopfmischbewegungen gründlich durchmischt werden, wobei Schaumbildung zu vermeiden ist. Hierbei ist die Füllmenge entspr. der Volumenmarkierung einzuhalten. Die letzte Sarstedt-Monovette aus dem Adapter entfernen.

Zum Beenden der Blutentnahme die Blutdruck-Manschette lösen. Dann einen zum Viertel gefalteten Tupfer (bessere Druckausübung möglich) sanft auf die Punktionsstelle drücken. Nadel oder Kanüle am hinteren Ende des Nadelschutzes anfassen und aus der Vene ziehen. Der Patient komprimiert mit dem Tupfer ca. 5 Minuten lang die Punktionsstelle. Die Medizinische Fachangestellte bzw. Krankenschwester schiebt den Nadelschutz von der Schlauchseite aus vollständig über die Kanüle. Die Nadel bzw. Kanüle wird sofort im Kanülenabwurfbehälter fachgerecht entsorgt.

 

Tipps und Tricks

Damit sich die Venen gut füllen, sollte sich die Punktionsstelle unterhalb des Niveaus des rechten Vorhofs befinden. Bei schlechten Venenverhältnissen können Venen durch langsame, kräftige Pumpbewegungen der Patientenhand und Reiben bzw. Beklopfen der Punktionsstelle besser zur Darstellung gebracht werden. In schwierigen Fällen kann ein warmer feuchter Wickel (Handtuch) für einige Minuten helfen.

Beginn der Blutentnahme immer mit der braunen Sarstedt-Monovette bzw. mit der Abnahme von Nativblutröhrchen bei anderen Entnahmesystemen.

Hämatome nach der Blutentnahme können am ehesten verhindert werden, wenn der Patient die Punktionsstelle konsequent (5 Minuten) komprimiert. Der Arm kann initial etwas angehoben werden. Durch Beugen im Ellenbogengelenk und vermeintliches Abklemmen werden Blutergüsse eher gefördert. Entwickelt sich dennoch ein Hämatom kann die Anwendung von Heparin-Gel Linderung schaffen.

Fallstricke

  • Zu schnelles Aspirieren (zu starker Sog) birgt die Gefahr der Hämolyse und führt zu einer in vitro Aktivierung!
  • Langwierige Punktion und Aspiration kann zur Gerinnung der Blutprobe führen.
  • Ein zu hoch bestimmter Kaliumwert kann durch langes Stauen und zu schnelles Aspirieren bedingt sein.

Nach der Blutentnahme

Die Blutentnahme wird durch Unterschrift mit Angabe der Uhrzeit auf dem  Laboranforderungsbogen von der Medizinischen Fachangestellten dokumentiert. Die entnommenen Blutproben werden nach nochmaliger Überprüfung der Patientenidentität sofort zum Versand gebracht (einschließlich des Laboranforderungsbogens).